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Technische Rundschau

«Das Fundament dieses Engagements»

David von Büren ist bei der Bernexpo AG seit 2020 Messe­leiter der Industriemessen.
Bild: Bernexpo

Vom 5. bis 7. September findet in Bern die Sindex 2023 statt – dann bereits zum insgesamt sechsten Mal. Im Interview mit der «Technischen Rundschau» geht David von Büren, Messe­leiter bei der Bernexpo AG, unter anderem auf die Schwerpunktthemen ein. Zudem berichtet er von einer Premiere, die vor allem ein junges Publikum zum Besuch der Sindex motivieren soll.

Herr von Büren, Anfang März dieses Jahres fand die Live-Premiere der Innoteq statt, die 220 Aussteller und rund 12 000 Besucher zählte. Wie viele Aussteller haben sich denn zur Sindex vom 5. bis 7. September 2023 angemeldet und wie viele Besucher erwarten Sie?
Aktuell gehen wir von gut 200 Haupt- und Mitausstellenden in drei Messehallen und voraussichtlich 10'000 Besuchenden an den drei Messetagen aus. Damit nähern wir uns nach der pandemiebedingt verkleinerten Ausgabe 2021 wieder dem Rekordjahr 2018. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass viele Ausstellende nach 2018 erneut zurückkehren, weil sie ganz offensichtlich den Wert und die Relevanz des Formats weiterhin erkennen und auf diese Technologieplattform keinesfalls verzichten wollen. 

Wer sind denn diese Rückkehrer beispielsweise?
Bevor ich die Rückkehrer erwähne, möchte ich mich primär bei all denjenigen Firmen bedanken, welche auch bei der anspruchsvollen Post-Pandemie-Ausgabe 2021 dabei waren. Dennoch freuen wir uns natürlich ausserordentlich über jene knapp 100 Unternehmen, welche nach fünfjähriger Pause zurückkehren, dazu gehören beispielsweise Siemens, Festo, Baumer, Pepperl+Fuchs, Sick, IFM, Burkert, Balluff, Lapp, Wago und viele mehr. Und dann leben wir insbesondere von der Breite und Vielfalt, also auch von den unzähligen KMU, welche die Sindex letztlich zu dem machen, was sie ist – der führenden Schweizer Technologiemesse.

Was ist einfacher: eine bestehende Messe wie die Sindex oder die Ble.CH zu organisieren oder eine neue Messe wie die Innoteq auf die Beine zu stellen? 
Ob einfacher oder nicht, sei einmal dahingestellt. Wir dürfen ungeniert behaupten, dass sich die Bernexpo als Veranstalterin dieser drei sowie weiterer Industrie-Gastmessen in den vergangenen Jahren zum relevantesten Standort der Schweizer Industrie-Plattformen gemausert hat. Jedes Format befindet sich in einer unterschiedlichen Phase: Die Innoteq wurde 2023 als neues Format erstmals durchgeführt, die Ble.CH etabliert sich mit der bereits dritten Ausgabe 2024. Die Sindex wiederum findet 2023 bereits zum sechsten Mal in Bern statt und bildet quasi das stabile Fundament dieses Engagements. Dementsprechend bleiben die Chancen und Herausforderungen bei allen drei Fachmessen gross – und diese Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. 

Wenn Sie von einem «stabilen Fundament» sprechen, stellt sich zwangsläufig die Frage, von welchen Eigenschaften, Tätigkeiten und Vorgehensweisen alle drei Messen gleichermassen profitieren. Oder anders gefragt: Wo lassen sich Ressourcen einsparen, weil es bei der Organisation von Industriemessen keine Rolle spielt, ob Sie eine oder mehrere Events planen?  
Es geht nicht nur um Ressourceneinsparungen, sondern auch um Synergiepotenziale, welche in unterschiedlichen Bereichen wie Aussteller- und Besuchermarketing, Verbands- und Medienpartnerschaften, Einkauf oder Netzwerkzugang und Wissenstransfer bestehen. Um eine Verwässerung oder gar Kannibalismus zu vermeiden, behandeln wir jedoch seit jeher jede Fachmesse als eigenständiges Format und verfolgen dabei individuelle Produktstrategien, welche wir in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Verbandspartnern und Advisory-Boards erarbeiten. 

Wie hebt sich die Sindex, abgesehen vom Thema, von den anderen beiden Messen ab?   
Bei der Sindex dreht sich alles um Technologie und industrielle Automatisierung und damit um eines der relevantesten Branchenthemen überhaupt – sei es im Kontext Innovation und Digitalisierung, Effizienz und Effektivität, Produktivität und Kompetitivität, Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel oder auch des Werks- und Produktionsstandorts Schweiz. Die Inhalte und Themen der Anbieter betreffen nahezu alle Industriezweige, und genau das macht diese Messe so einzig­artig und erfolgreich. Zudem findet sie seit 2012 in Bern statt und ist damit aktuell das etablierteste Industrieformat der Bernexpo. 

Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen stellt der Einstieg in die Automatisierung und Digitalisierung eine gewisse Hemmschwelle dar – nicht zuletzt der Kosten wegen. Wie kann die Sindex dabei helfen, diese Hemmschelle zu überwinden? 
Als Veranstalterin bietet die Bernexpo primär eine attraktive Plattform, die es den Ausstellenden ermöglicht, ihre Produkte, Dienstleistungen und Innovationen einem interessierten Fachpublikum zu präsentieren. Es handelt sich also quasi um eine Branchenleistungsschau und einen Hotspot der Schweizer Technologieszene. Zudem bieten wir ausreichend Möglichkeiten für Networking. Besuchende finden hier also Lösungen und potenzielle Partner für ihre aktuellen und bevorstehenden Herausforderungen. Wir vernetzen also Marken und Menschen – und dies weit über die drei Messetage hinaus. 

Welche Schwerpunkte wird es diesmal auf der Sindex geben? 
Das Leitthema 2023 lautet «Smart up your automation» und beschäftigt sich mit der zentralen Frage, wie die seit Jahren anhaltende Automatisierung noch intelligenter ausgestaltet werden kann. Es geht also um die möglichst perfekte Symbiose zwischen Automatisierung und Digitalisierung – unglaublich spannende und vielseitige Inhalte. Die beiden subsumierten Fokusthemen orientieren sich stark am Leitthema: «Technology meets sustainability» widmet sich den aktuellen Themen rund um Nachhaltigkeit, Klima, Energie, CO2, Dekarbonisierung und auch Deglobalisierung. «EcoSystem – the future key to success» behandelt die Chancen, Möglichkeiten und Potenziale neuartiger Netzwerkstrukturen und -organisationen, welche am Markt zunehmend erfolgreich agieren. Diese Themen werden primär im etablierten Sindex-Forum behandelt, welches erstmals mit der Sindex-Lounge als attraktive Networkingzone im Eingangsbereich ergänzt wird. Vormittags finden dort jeweils spannende Keynotes und Paneldiscussions statt, beispielsweise mit Jens Korte oder Thomas Zurbuchen. Nachmittags gehört die Bühne exklusiv den Ausstellenden, unter anderem mit Beiträgen von Siemens, Bosch Rexroth oder Schneider Electric. Zudem starten von dort auch die Guided Tours, also geführte und moderierte Rundgänge durch die Fachmesse.

Auf welche Aussteller oder Exponate sind Sie gespannt beziehungsweise welche technische Lösung halten Sie für besonders interessant und sehens- und erlebenswert?  
Oftmals wissen wir als Veranstalterin bis zum Messebeginn selbst nicht im Detail, welche Inhalte, Produkte und Themen die Ausstellenden präsentieren. Die Vielfalt wird jedoch gross und das Angebot attraktiv sein. Neben der Expo als Herzstück  kommen insgesamt sieben Sonderzonen hinzu: Sindex Talents, Sindex Start-ups, SwissRobotics, Swiss­SensorMarket, SwissMechatronic, ElectronicCity und Virtuelle Fabrik. Das Angebot ist also äusserst vielfältig, und ein Besuch bei uns in Bern lohnt sich garantiert. 

Im Rahmen der Sindex 2023 finden in Zusammenarbeit mit Swissmem erstmals die IndustrySkills statt. Was gilt es in diesem Zusammenhang zu erwähnen?  
Bei den IndustrySkills duellieren sich an allen drei Messe­tagen rund 120 Teilnehmende aus den Disziplinen Elektroniker:in, Elektrotechniker:in, Automatiker:in und Industrie 4.0. Diese Wettkämpfe werden bestimmt hoch­karätig und helfen uns zudem, ein junges Publikum für einen Besuch der Sindex zu motivieren. 

Weil wir gerade über «Zusammenarbeit» sprechen: Welche weiteren Kooperationen plant die Bernexpo? 
Bei der Sindex sind wir äusserst dankbar für die langjährige und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Trägerverbänden swissT.net und GOP. Bei der diesjährigen Ausgabe arbeiten wir ausserdem neu mit SMZ, Procure und Asut zusammen. Seitens Bernexpo sind wir seit jeher offen, bestehende Partnerschaften auszubauen und neue Kooperationen einzugehen. Da wird in den kommenden Jahren noch einiges entstehen.

Joachim Vogl