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Technische Rundschau

Schaeffler präzisiert strukturelle Massnahmen

Schaeffler schliesst je ein Werk in Österreich und Grossbritannien.
Bild: Schaeffler AG

Der Vorstand der Schaeffler AG hatte am 5. November 2024 strukturelle Massnahmen in Europa angekündigt, die auf eine langfristige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zielen. Nachdem die im Wesentlichen in Deutschland betroffenen Standorte bereits benannt wurden, können nun Details zu vier weiteren betroffenen europäischen Standorten veröffentlicht werden.

Die strukturellen Massnahmen in Europa ausserhalb von Deutschland fokussieren sich im Wesentlichen auf die Sparte Bearings & Industrial Solutions, die mit anhaltender Konjunkturschwäche, strukturellen Problemen sowie erhöhter Wettbewerbsintensität konfrontiert ist, heisst es in einer Medienmitteilung. Daneben geht es um Massnahmen, die sich aus der anhaltenden Transformation der Automobilzuliefererindustrie ergeben, wobei auch das rückläufige Volumen in der Verbrennungstechnologie in Europa berücksichtigt ist. In der Folge ist die Sparte Powertrain & Chassis von den Massnahmen betroffen.

Innerhalb Europas sind wie bereits am 5. November 2024 kommuniziert insgesamt 4700 Stellen betroffen, wobei etwa 2800 auf Deutschland und 1900 auf europäische Standorte ausserhalb von Deutschland entfallen. Verlagerungen reduzieren den Nettoabbau in Europa auf rund 3700 Stellen.

Berndorf: Einstellen der Produktion geplant

In der Sparte Bearings & Industrial Solutions ist geplant, die Produktion am Standort Berndorf (Österreich) einzustellen. Hier fertigt Schaeffler aktuell Radlager und Radnabenmodule sowie Getriebelager für das Automotive-, Industrie- und Aftermarket-Geschäft. Anwendung finden diese Produkte vornehmlich in schweren Nutzfahrzeugen wie Lastkraftwagen, Traktoren und Baumaschinen. Die Produkte sollen zukünftig an wirtschaftlicheren Standorten des Produktionsnetzwerks in Europa, China und Asien gefertigt werden. Die Vertriebsmitarbeitenden am Standort Berndorf ziehen in neue Räumlichkeiten.

Der Standort im rumänischen Brasov ist ebenfalls von Konsolidierungsmassnahmen betroffen. Produktionskapazitäten für Standardlager werden in Asien geschaffen, für Messingkäfige findet ausserhalb des Standorts eine Konsolidierung statt. Daneben sollen in Brasov Produktionskapazitäten aufgebaut werden, etwa für Industrieprodukte für europäische Kundenbedarfe. Zudem werden Linearprodukte aus Homburg und Taoyuan in Brasov konsolidiert, was das Werk zum zentralen Produktionsstandort für Linearkomponenten aufsteigen lässt. Der Standort bleibt das globale Leitwerk für Grosslager bis zu vier Metern Durchmesser inklusive der Wertschöpfungstiefe für entsprechende Komponenten. Erforderliche Investitionen sind ebenfalls in der Planung.

In Kysuce (Slowakei) fertigt Schaeffler Produkte für alle vier Sparten. Zur Verbesserung der Herstellungskosten wird die Personalstruktur angepasst. Gleichzeitig ist geplant, zusätzliche Fertigungslinien im Lagerbereich zu schaffen, die bisher in Berndorf (Österreich) angesiedelt sind. Der Standort bleibt entscheidend für die Produktion von Komponenten für Verbrennungs- und Hybridantriebe sowie im Chassis-Bereich. Darüber hinaus ist er von hoher strategischer Bedeutung für die Ausrichtung von Schaeffler zur E-Mobilität. Investitionen in Produktion, Forschung und Entwicklung sowie den Campus werden wie geplant weiter umgesetzt, um den Standort zukunftsfähig auszurichten.

«Durch die notwendige Konsolidierung unseres europäischen Produktionsnetzwerks verbessern wir unsere Kostenstruktur und unsere Wettbewerbsfähigkeit. Im Fokus der Pläne steht eine zukunftssichere Aufstellung des Lagergeschäfts von Schaeffler, um langfristig profitabel zu sein und eine bestmögliche Kundenversorgung sicherzustellen. Unser Ziel ist es, mit den Arbeitnehmervertretungen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern schnellstmöglich tragfähige Lösungen zu finden», lässt sich Sascha Zaps, Vorstand Bearings & Industrial Solutions, zitieren.

Aufgabe der Produktion in Sheffield geplant

Der Standort Sheffield in Grossbritannien ist der Sparte Powertrain & Chassis zugeordnet und stellt Kupplungssysteme insbesondere für Pkw, aber auch für Traktoren her, die mehrheitlich exportiert werden. Global sinkende Bedarfe an Kupplungen führen zu Überkapazitäten in der Produktion.

Der Wandel hin zu Automatikgetrieben bei Verbrennungsmotoren sowie die Elektrifizierung des Antriebstrangs haben die globale Nachfrage nach Pkw mit manuellen Schaltgetrieben deutlich reduziert. Diese Entwicklung führt zusätzlich zu erheblichen Überkapazitäten in Sheffield. Deshalb wird auch die Produktion für Pkw-Kupplungen in Szombathely (Ungarn) angesiedelt. Zudem wird die Produktion von Einzel- und Doppelkupplungen für Traktoren in Sheffield zukünftig im Schaeffler-Werk in Hosur (Indien) angesiedelt, wo die Nachfrage nach diesen Produkten weiter zunimmt. Dadurch werden Herstellungs- und Transportkosten reduziert und die Produktionskapazitäten in einem wachsenden Markt ausgebaut.

In der Folge ist geplant, nach entsprechenden Beratungen den Standort von Schaeffler in Sheffield aufzugeben und die Mitarbeitenden in den nicht betroffenen Zentralfunktionen in das Büro von Schaeffler in Birmingham (England) zu integrieren.

Sozialverträgliche Umsetzung angestrebt

Die angekündigten Massnahmen werden möglichst sozialverträglich zwischen den Jahren 2025 und 2027 umgesetzt, wie es weiter heisst. Schaeffler beginnt jetzt die gesetzlich vorgeschriebenen Konsultationen mit gewählten Arbeitnehmervertretern an den betroffenen Standorten und mit dem Europäischen Betriebsrat.

www.schaeffler.com