WEF zeichnet Siemens-Standort Fürth als «Leuchtturm für Nachhaltigkeit» aus
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat den Siemens-Standort DE-Fürth als «Leuchtturm für Nachhaltigkeit» (Sustainability Lighthouse) ausgezeichnet. Die Fürther Vorzeigefabrik ist die 21. Fertigung weltweit, die mit dem Titel geehrt wurde, wie es heisst.
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) zeichnet Organisationen, Projekte und Produktionsökosysteme aus, die durch technologiegestützte Energie-, Emissions-, Wasser- und Abfallreduzierungen einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Netto-Null-Ziele, zur Dekarbonisierung und zur Kreislaufwirtschaft geleistet haben. Das Netzwerk der Sustainability Lighthouses zeige, dass Produktivität und Nachhaltigkeit kein Widerspruch mehr seien, so das WEF.
«Der Sustainability Lighthouse Award würdigt die herausragende Arbeit unseres Teams in Fürth. Durch die Einführung unseres intelligenten Energiesystems haben wir den Energieverbrauch um 64 Prozent reduziert und die Treibhausgasemissionen um 72 Prozent pro Durchsatz gesenkt. Zusätzlich haben wir die Produktion um 145 Prozent erhöht und damit gezeigt, dass Nachhaltigkeit und Produktivität Hand in Hand gehen können», lässt sich Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries, in einer Medienmitteilung zititern. «Die Innovation kommt nicht nur unserem Betrieb zugute, sondern wird auch eingesetzt, um unseren Kunden profitable, umweltfreundliche Lösungen anzubieten. Diese jüngste Auszeichnung des WEF Lighthouse Network reiht sich in die Anerkennungen unserer Standorte Amberg, Chengdu und Erlangen ein und unterstreicht die führende Rolle von Siemens in der nachhaltigen Fertigung.»
An dem 1954 gegründeten Siemens-Standort Fürth mit rund 1700 Mitarbeitenden entwickelt und fertigt das Technologieunternehmen innovative Produkte für die Industrieautomation, die zur Digitalisierung sowie zur Effizienzsteigerung in verschiedenen Industrien beitragen. So werden unter anderem Human-Machine-Interface (HMI)-Panels produziert, die als Bedienpanels in Fertigungen weltweit überall da Anwendung finden, wo Menschen mit oder an Maschinen und Anlagen arbeiten. Fürth ist der globale Sitz der Simatic HMI-Panel-Produktion.
Der Standort Fürth strebt an, bis zum Jahr 2026 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wie es weiter heisst. Das ist vier Jahre vor dem übergreifenden Unternehmensziel. Am Standort Fürth wurde bereits 2012 ein abteilungsübergreifendes Nachhaltigkeitsteam eingerichtet, das systematisch Massnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs und der CO₂e-Emissionen einführte. Neben eindrucksvollen Ergebnissen in den beiden Bereichen, reduzierte der Standort seine industriellen Abfälle im Zeitraum 2019 bis 2023 um 47 Prozent pro Durchsatz.
Energieeffizienz: Produktion und Gebäude
Das Herzstück der Nachhaltigkeits-Massnahmen in Fürth ist ein ganzheitliches Energiesystem für Produktion und Gebäude. Hier kommen mehrere miteinander kommunizierende Systeme aus dem Hause Siemens zum Einsatz: Simatic Energy Manager Pro, der Siemens Navigator sowie integrierte Performance-Services wie zum Beispiel der Performance Optimizer. Mehr als 350 Energiezähler vor Ort verknüpfen sämtliche Energiedaten und ermöglichen eine zielgerichtete Reduzierung des Energieverbrauchs sowie eine präzise Berechnung des CO2-Fussabdrucks der Produkte (PCF). Das System schlägt selbstständig konkrete Verbesserungen vor und hat bereits deutliche Einsparpotenziale realisiert, etwa bei der Beleuchtung mit 952 Megawattstunden pro Jahr und der Gebäudeautomation mit 103 Megawattstunden jährlich. Damit könnten etwa 2000 Haushalte im gleichen Zeitraum mit Strom versorgt werden. Die Ergebnisse fliessen auch in das lokale E2E-PFC-Management (End-to-End Product Carbon Footprint- Management) ein, das den CO₂-Fussabdruck der Produkte überwacht. Bereits etwa 90 Prozent der Serienprodukte werden in Sigreen, der Siemens-Software zum Emissionsmanagement auf Produktebene, erfasst und zeigen den PCF auf Basis von Primärdaten.
Ein zusammen mit einem Partner eingeführtes elektromagnetisches Filtersystem minimiert Energieverluste aufgrund von Netzstörungen. Dies führte innerhalb des Betrachtungszeitraums von 2019 bis 2023 zu einer Verringerung des Gesamtstromverbrauchs um 3,8 Prozent und stabilisierte die Stromverteilung, wodurch das Risiko von Maschinenstillständen gesenkt werden konnte.
Der Standort führte zudem eine Kreislaufwirtschaft ein, um den industriellen Abfall zu reduzieren und die Lebensdauer der Produkte zu verlängern. Fürth profitiert dabei von einem bestehenden Reparaturzentrum vor Ort, das für ausgewählte Produkte einen erweiterten Life-Repair-Service anbietet. Aktuell sind es bereits 310 Produkte, deren Lebenszyklus verlängert wird, bis 2026 soll diese Zahl auf 2000 Produkte steigen. «Darüber hinaus vermeiden wir Emissionen, die bei der Verschrottung sowie bei der Herstellung sonst benötigter neuer Produkte anfallen würden», so Werkleiter Lorenz Rappl.
Dekarbonisierung des Standorts
Daneben laufen weitere Massnahmen, um den Energieverbrauch des Standorts zu senken und auf eine eigene Versorgung auszurichten. Im Herbst 2023 wurde auf dem Dach des Parkhauses mit 3300 Quadratmetern eine Photovoltaikanlage mit 460 Kilowatt-Peak Leistung installiert. Auch den unter anderem für Schweissvorgänge benötigten Stickstoff in der Fertigung produziert man nun selbst. 2024 stellte man die Versorgung mit angeliefertem Stickstoff auf eine Anlage zur Stickstoffeigenerzeugung um. Zudem soll die Abwärme von industriellen Prozessen zur Heizung des Standorts genutzt werden.
Bei seinen übergreifenden Nachhaltigkeitszielen macht Siemens ebenfalls deutliche Fortschritte. Durch umfangreiche Investitionen, unter anderem in den Einsatz eigener Technologien zur Effizienzsteigerung sowie zur Elektrifizierung von Produktionsanlagen und Gebäuden, verringerte Siemens seine CO₂e-Emissionen seit 2019 um 60 Prozent.