Studie: Schweizer Unternehmen stemmen sich gegen die Konjunkturkrise
Selten war der Druck auf die Unternehmen so hoch wie heute: 84 Prozent der Industrieunternehmen in der DACH-Region berichten in der aktuellen Industrie-Studie «Zukunft gestalten» von noch nie dagewesenen Herausforderungen. Der Blick in die einzelnen Länder zeigt in vielen Punkten aber auch ein differenziertes Bild.
Besonders bemerkenswert ist der Vergleich zwischen Schweizer und deutschen Unternehmen: Egal ob Energiekosten oder belastende Bürokratie – der Himmel in Deutschland ist deutlich dunkler, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Für die Studie hat die Unternehmensberatung Staufen.Inova mehr als 300 Industrieunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
«Die Schweizer Industrieunternehmen haben ihre Widerstandsfähigkeit durch permanente Anpassung und Innovation kontinuierlich gestärkt. Das zahlt sich jetzt aus. Sie blicken daher optimistischer ins Jahr 2025 als die deutsche Konkurrenz», lässt sich Jürg Hodel, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Staufen.Inova AG, in einer Medienmitteilung zitieren. «Hinzu kommt, dass die Schweizer Wirtschaft insgesamt bereits deutlich vielschichtiger aufgestellt ist, während in Deutschland Krisen wie jetzt in der Automobilindustrie nicht nur Zulieferer, sondern auch die angrenzenden Dienstleister hart treffen», so Hodel weiter.
Deutliche Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland zeigen sich auch bei der Einschätzung, welche Herausforderungen die Industrie derzeit am stärksten belasten. Während 54 Prozent der deutschen Befragten die schwierige konjunkturelle Lage nennen, sind es auf Schweizer Seite nur 47 Prozent. Auch bei anderen Faktoren sind die Schweizer Unternehmen positiver gestimmt: Die überbordende Bürokratie empfinden in Deutschland 42 Prozent als Belastung, in der Schweiz sind es nur 28 Prozent. Auffällig auch die Diskrepanz bei den Energiekosten: In Deutschland werden die Energiepreise als zweitgrösste Belastung empfunden (43 Prozent), in der Schweiz nennt nur jedes vierte Unternehmen diesen Faktor.
Die Resilienz der Schweizer Industrie ist auch eine Folge des starken Frankens. «Um trotz dessen Aufwertung wettbewerbsfähig zu bleiben, waren die Unternehmen schon in der Vergangenheit gezwungen, Massnahmen zur Effizienzsteigerung und Digitalisierung zu ergreifen», so Hodel. Dies habe dazu geführt, dass preisintensive Produkte entweder durch optimierte Prozesse günstiger geworden seien oder die Produktion ins Ausland verlagert worden sei. Deutsche Unternehmen, die jahrelang vom schwachen Euro sowie billiger Energie aus Russland profitiert hätten, seien diesem Druck nicht ausgesetzt gewesen und litten nun unter den veränderten Rahmenbedingungen.
Dennoch sagt gut jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) in der Schweiz, dass der heimische Standort im internationalen Vergleich eher an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Und auch Standortschliessungen oder -verlagerungen sind für vier von zehn Schweizer Betrieben kein Tabu mehr. «Auch wenn die Zahlen in Deutschland mit 70 beziehungsweise 52 Prozent noch schlechter ausfallen, ändert das nichts an der grundsätzlichen Herausforderung, langfristig gegenüber der asiatischen und der amerikanischen Konkurrenz bestehen zu können», so Hodel. Er ist davon überzeugt, dass sich die Schweiz trotz der momentanen Stärke keinen Stillstand leisten kann: «Ob wir wollen oder nicht, wir bleiben eine Hochlohn- und Hochpreis-Insel.» Die Antwort kann daher aus seiner Sicht nur konsequente Digitalisierung lauten. «Egal ob KMU oder Konzern – mit dem konsequenten Einsatz digitaler End-to-End-Plattformen sind sicherlich nochmal 20 bis 30 Prozent mehr Produktivität drin.»
Über die Studie «Zukunft gestalten»
Für die Studie «Zukunft gestalten» hat die Staufen.Inova AG Ende 2024 insgesamt 313 Industrieunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Parallel wurden 280 Unternehmen in den USA befragt, um auch transatlantische Vergleiche zu ermöglichen. Die vollständigen Ergebnisse der Studie können hier angefordert werden.