Feintool mit Verlust im vergangenen Jahr
2024 verlief für Feintool regional sehr unterschiedlich und war geprägt von einem deutlichen Nachfragerückgang im europäischen Automobil- und Industriesektor.
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In diesem Umfeld hat die Feintool-Gruppe einen Umsatz von 720 Mio. Franken erwirtschaftet (-15,1 Prozent zum Vorjahr), wie es in einer Mitteilung heisst. Die positiven Geschäftsentwicklungen in Nordamerika und Asien konnten die konjunkturell und strukturell bedingte Schwäche in Europa nur teilweise kompensieren. Das Betriebsergebnis (EBIT) vor Sondereinflüssen wies einen leichten Verlust aus (-2,2 Mio. Franken). Die Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit der strategischen Anpassung der europäischen Werksplanung belasteten das Ergebnis mit -47,1 Mio. Franken. Insgesamt resultierte ein Betriebsergebnis (EBIT) von -49,3 Mio. Franken.
Trotz Umsatzrückgang konnte ein positiver Free Cashflow erwirtschaftet werden (4,4 Mio. Franken) und Feintool ist mit einer Eigenkapitalquote von 55,7 Prozent weiterhin finanziell solide aufgestellt, so das Unternehmen weiter.
Rekordumsatz in Nordamerika
In den USA stehen die Zeichen weiterhin auf Wachstum. Feintool hat 2024 neue Aufträge im angestammten Geschäft für Verbrennungs- und Hybridantriebe und weitere Marktanteile gewonnen. Der Ausbau des Standorts in Nashville ist weitgehend abgeschlossen, wodurch zusätzliche Produktionskapazitäten entstehen. Feintool erzielte in Nordamerika einen Rekordumsatz von 194,3 Mio. Franken (+ 8,1 Prozent).
Starke Position in Asien
Das Zentrum der globalen Automobilproduktion verlagert sich zunehmend nach Asien und eröffnet neue Chancen, wie es weiter heisst. Feintool profitiert vom raschen Fortschritt der Elektromobilität in China. Auch der Einsatz von Wasserstofftechnologie ist in China verbreitet. Feintool hat sich bereits vor Jahren auf diesem Gebiet positioniert und war 2024 weiter erfolgreich. Erneut konnte ein Grossserienauftrag eines führenden chinesischen Herstellers von Brennstoffzellen gewonnen werden.
In Japan konnte ein erfreuliches Umsatzwachstum in Lokalwährung erzielt werden. Aufgrund der Nähe zu langjährigen Kunden erhielt Feintool einen zusätzlichen Grossauftrag für Sitzverstellerkomponenten und das Werk in Tokoname wird aktuell ausgebaut. Das neue Werk in der indischen Metropolregion Pune geht Anfang 2026 in Betrieb und produziert zunächst ebenfalls Sitzverstellerkomponenten für führende Automobilhersteller. Feintool erzielte in Asien einen Umsatz von 90 Mio. Franken (+0,2 Prozent).
Neuaufstellung in Europa
In Europa, dem grössten Markt für Feintool, war das Geschäft mit Komponenten für Verbrenner- und Hybridantriebe leicht rückläufig. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Elektroblechkomponenten, die in E-Fahrzeugen genutzt werden, eingebrochen. Bei Industrieanwendungen verblieb die Nachfrage auf einem sehr niedrigen Niveau.
Die Elektrifizierung der Mobilität verlangsamte sich aufgrund unsicherer politischer Rahmenbedingungen, insbesondere in Deutschland, so Feintool weiter. Die Folgen waren Überkapazitäten bei einzelnen Herstellern, die in Kombination mit Verschiebungen oder Stornierungen von Aufträgen für Feintool zu signifikanten Umsatzeinbussen und einer mangelnden Profitabilität führten. Der 2024 in Europa erzielte Umsatz beläuft sich auf 437,5 Millionen (-24,8 Prozent).
Feintool hat ein nachhaltiges Zukunftskonzept zur Anpassung von Kapazitäten an den Markt in Europa entwickelt. Es erfolgte eine Neuaufstellung in den Bereichen Feinschneiden/Umformen sowie Elektroblechstanzen. Dies mit der Priorität, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe zu verbessern, den Technologiewandel aktiv mitzugestalten und parallel dazu Kosten zu senken.
Zur nachhaltigen Verbesserung der Profitabilität wird die Serienfertigung am Standort Lyss (CH) aktuell nach Most (CZ) verlagert. Zudem ist geplant, die Produktion vom Standort Sachsenheim (DE) nach Tokod (HU) zu verlegen. Der im Zusammenhang mit der Neuausrichtung notwendige Restrukturierungsaufwand hat das Ergebnis 2024 mit 47,1 Mio. Franken stark belastet. Die erwarteten Kosteneinsparungen belaufen sich nach Umsetzung der geplanten Massnahmen auf 20 bis 25 Mio. Franken pro Jahr.
Ausblick 2025 und Mittelfristziele
Für Nordamerika und Asien sieht Feintool für 2025 weiterhin eine positive Geschäftsentwicklung. Aufgrund der unverändert geringen Visibilität in Europa verzichtet Feintool im Jahr 2025 auf eine Guidance.
Die mittelfristigen Perspektiven für die Zielmärkte in allen Kerntechnologien sind weiterhin positiv. Der Elektromobilitätsmarkt wächst weltweit, wenn auch in Europa langsamer als ursprünglich erwartet. Sobald sich die europäische Wirtschaft erholt, wird auch eine steigende Nachfrage nach Elektromotoren für industrielle Anwendungen erwartet. Parallel stützt Feintool sich auf das Geschäft mit Komponenten für Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Hybridantrieben.
Die europäischen Restrukturierungsprogramme werden im Zeitraum 2025 bis 2026 umgesetzt. Dadurch steigert Feintool die Profitabilität deutlich und nachhaltig. Feintool ist zuversichtlich, dass das mittelfristige Ziel einer EBIT-Marge von über 6 Prozent erreicht wird.
Generalversammlung vom 29. April 2025
Wie bereits bekanntgegeben, wird Alexander von Witzleben sein Amt als Verwaltungsratspräsident sowie seine Mitgliedschaft im Gremium anlässlich der Generalversammlung im April 2025 niederlegen. Der Verwaltungsrat dankt ihm für sein langjähriges Engagement und seinen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung der Feintool-Gruppe. Das Gremium schlägt den Aktionären an der Generalversammlung die Wahl von Norbert Indlekofer zum neuen Präsidenten vor. Als neues Mitglied des Verwaltungsrats wird Matthias Holzammer nominiert.