Mura Technology: Erste HydroPRS-Anlage
Kunststoffabfälle werden nicht verbrannt, sondern in 30 Minuten wieder zu Öl – nur mit Druck, Hitze und Wasser: Dieses HydroPRS-Recycling geht jetzt im kommerziellen Massstab an den Start. Das britische Unternehmen Mura Technology beginnt mit der Inbetriebnahme der weltweit ersten Anlage – mit Unterstützung des Investors Igus.

Die erste HydroPRS-Kunststoffrecyclinganlage von Mura Technology öffnete am Industriestandort Wilton International in Teesside, Grossbritannien, ihre Tore für Investoren, Partner und Befürworter, bevor die Anlage 2024 in Betrieb gehen wird. Die Anlage nutzt überkritisches Wasser (Wasser bei hoher Temperatur und hohem Druck), um Produkte wie Folien, Töpfe oder Becher aus mehrschichtigen Mischkunststoffen, die bisher als untrennbar galten, in neuwertige, recycelte Kohlenwasserstoff-Rohstoffe umzuwandeln. Diese können dann für die Herstellung neuer Kunststoffe und anderer Produkte verwendet werden. Die Kapazität der Anlage beträgt 20.000 Tonnen pro Jahr und soll perspektivisch auf mehr als das Dreifache erhöht werden, wie Igus in einer Medienmitteilung schreibt. Bisher konnten Mischkunststoffe im mechanischen Recycling nur mit grossem Aufwand sortenrein getrennt werden und landeten daher meist in der Verbrennung.
Die Vorteile des neuen Recyclingverfahrens: Durch die Rückverwandlung von Kunststoffabfällen in neue Ersatzrohstoffe geht kein Rohöl als wertvoller fossiler Rohstoff verloren. Gleichzeitig zeigen unabhängige Lebenszyklusanalysen der WMG an der University of Warwick, dass die CO2-Emissionen um 80 Prozent geringer sind als bei der Verbrennung. Im Vergleich zu fossilen Rohstoffen auf Erdölbasis erzeugt HydroPRS-Produkte mit gleichem oder geringerem Treibhauspotenzial und spart pro Tonne verarbeiteter Kunststoffabfälle bis zu rund 5 Barrel Öl ein.
Dank dieser Technologie kann ein und dasselbe Material unbegrenzt oft recycelt werden. Das bedeutet, dass HydroPRS das Potenzial hat, Einwegkunststoffe erheblich zu reduzieren und die Recyclingfähigkeit von Materialien in der Kunststoffindustrie dauerhaft zu erhöhen. «Diese Technologie ist ein echter Wendepunkt im Kunststoffrecycling. Wir sind stolz darauf, Mura als erster Partner auf diesem Weg zu begleiten», lässt sich Igus-Geschäftsführer Frank Blase zitieren. Igus hat mittlerweile 5 Millionen Euro investiert, um Mura von der Start-up-Phase bis zur Kommerzialisierung der Technologie zu unterstützen.
Als kunststoffproduzierendes Unternehmen fühlt sich Igus auch dafür verantwortlich, die Umweltbilanz seiner Werkstoffe kontinuierlich zu optimieren. Die Unterstützung der HydroPRS-Technologie ist dabei nur einer von vielen Bausteinen. Igus nutzt 99 Prozent der Kunststoffabfälle aus der eigenen Produktion für neues Granulat für die Spritzgiessmaschinen. 2019 startet igus zudem «Chainge» – eine digitale Recycling-Plattform für ausrangierte Energieketten und andere Bauteile aus technischen Kunststoffen. Im Jahr 2022 ist die erste Energiekette aus 100 Prozent Rezyklat entstanden. Mit dem Igus:Bike-Projekt entwickelt das Unternehmen zudem ein Kunststofffahrrad für eine nachhaltige urbane Mobilität, dessen Rahmen und Räder aus Kunststoffabfällen wie alten Fischernetzen hergestellt werden können.