Entscheider diskutieren beim «Blueprint Live Talk»
Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Entwicklung und Produktion wie auch in internen Prozessen gibt es in Unternehmen noch viele Fragen und Unsicherheiten. Das wurde beim jüngsten CADFEM «Blueprint Talk» deutlich, der live aus der Firmenzentrale der CADFEM Germany GmbH in Grafing bei München übertragen wurde. Über 1000 Interessierte hatten sich diesmal dazu angemeldet.

In einer Umfrage unter den Teilnehmenden gaben 54 Prozent an, dass sie KI bislang in keinem Bereich ihres Unternehmens oder ihrer Einrichtung einsetzen. Die zum Talk geladenen Experten zeigten sich davon wenig überrascht. Sandro Wartzack, Professor für Konstruktionstechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg, sieht bei KI noch immer grosse Herausforderungen für viele Unternehmen, wie es in einer Medienmitteilung heisst: «Sie fühlen sich oft überfordert, den zielgerichteten Einsatz von KI zu analysieren und die ersten Schritte zu tun. Häufig sind die genauen Ziele und Anwendungsszenarien des KI-Einsatzes unklar.» Diese Unklarheiten und der grosse Informationsbedarf spiegelten sich auch in den zahlreichen Fragen wider, die Zuschauer während des Live-Streams einreichen konnten, wie es weiter heisst.
In ihren Antworten betonten die Experten den grossen Nutzen von KI. Jan Seyler, Director Advanced Development Analytics and Control beim Familienunternehmen Festo, sieht ein grosses Potential in der Interpretation bestehender Datenmengen, um schneller entscheiden und Prozesse optimieren zu können. Auch Wladimir Schamai, Head of Digital Engineering Enablers beim dänischen Unternehmen Danfoss, betonte die Vorzüge bei der Auswertung von Daten. Gerade bei Arbeiten im Design sei KI unabdingbar, weil hier sehr viele Daten verwertet werden. Stefan Seidel, CTO bei Pankl Racing Systems, sagte: «Die Vielfalt beim Finetuning von Parametern und deren Auswirkungen, das ist im konventionellen Engineering sehr langwierig und mühsam, da kann KI unterstützen.» Insgesamt könne man so rascher zu einem optimalen Produkt kommen.
Zuständigkeit für KI und Daten in Unternehmen
Dafür könnten auch Daten ausgewertet werden, die in vielen Unternehmen bereits vorliegen, so Seidel. Das sei wichtig «um kreativ zu sein, neue Lösungen aufzeigen und schneller agieren zu können.» Leider seien Daten häufig nicht klar strukturiert abgelegt, wie auch Jan Seyler betonte: «Gut aufbereitete Daten sind aber die Grundlage für KI-Ansätze».
Zum Thema Daten gab es während des Live-Streams eine Reihe von Zuschauer-Fragen. Viele wollten wissen, wer in Unternehmen für KI zuständig sein solle. Jan Seyler verwies auf ein KI-Kompetenzzentrum, das Festo vor acht Jahren gegründet habe. Hier seien über alle Geschäftsbereiche hinweg Mitarbeiter zusammengefasst, die mit Daten-relevanten Prozessen zu tun haben. Prof. Wartzack sah die Verantwortung eher bei den Beschäftigten, «die für Entwicklungsprozesse zuständig sind, gepaart mit denen, die für Daten zuständig sind». Jedenfalls solle bei diesem Thema nicht eine zentrale IT führen.
Die Blueprint Live Talks gibt es seit Anfang 2023. Sie richten sich an alle Entscheider und Fachleute, die für Digitalisierung oder Digital Engineering verantwortlich sind. Der Live-Stream wurde aus der CADFEM Firmenzentrale in Grafing bei München übertragen und ist ab sofort online verfügbar.